Wir alle können gut Dinge ansammeln: Ganz unbemerkt füllen sich Schränke, Schubladen und Ablageflächen. Mit diesen 3 Tipps, gelingt das Loslassen noch besser…
„Das kann ich bestimmt noch mal gebrauchen“… Hast du auch schon mal Schwierigkeiten gehabt, Dinge loszulassen? Doch nicht nur im Außen horten wir Dinge: Auch in unserem Kopf fällt es uns oft schwer, negative Gedanken, Bewertungen oder Urteile loszulassen.
Sicherheit geht vor
Wir alle haben Bedürfnisse. An erster Stelle steht oft das Bedürfnis nach Sicherheit. Daher umgeben wir uns so gerne mit materiellem Besitz: er vermittelt uns genau das. Auf der anderen Seite sehnen wir uns nach weniger Ballast und mehr Freiheit. Doch da beißt sich die Katze in den Schwanz, denn oft haben wir nie gelernt, innerlich frei zu sein.
Anstatt Entscheidungen zu treffen, die auf unsere inneren Werte abgestimmt sind, orientieren wir uns unbewusst an der Masse. Wir machen es wie Alle oder laufen den Idealen anderer hinterher. Das führt nicht selten dazu, dass wir selbst gar nicht mehr spüren, welcher Besitz uns wirklich glücklich macht und welcher uns eher ausbremst.
Loslassen lernen und Grenzen sprengen
Wir durchbrechen diesen Kreislauf, indem wir uns darüber bewusstwerden, dass er existiert. Und verstehen, warum wir so gerne Dinge ansammeln. Das hat ganz unterschiedliche Gründe: Zum Beispiel die Sehnsucht nach Geborgenheit oder der Versuch, eine innere Leere zu kompensieren.
Hast du deine Gründe erkannt, ist es ganz wichtig, dass du deine Erkenntnisse nicht bewertest: Decke deine Muster völlig urteilsfrei auf.
Solltest du dich danach sehen, minimalistischer zu leben, gebe dir Zeit – auch ich bin nicht von heute auf morgen Minimalist geworden und hätte damals meine 25 Tipps und Ideen für mehr Klarheit selbst sehr gut gebrauchen können.
Spannend ist: Deine Gedanken und dein Umfeld hängen unmittelbar zusammen. Neigst du zu Unordnung, werden auch deine Gedanken häufig chaotisch sein. In einem klaren Umfeld hingegen, sind meist auch deine Gedanken strukturiert. Beides bedingt sich.
Hier kommen meine 3 Impulse, die dir helfen, leichter loslassen zu können:
/ Gefühle erkennen
Die Porzellanfigur von Oma, ist ein schönes Beispiel: Du findest sie eigentlich hässlich, schaffst es aber nicht, sie wegzugeben. Wir alle haben Dinge, bei denen es uns besonders schwerfällt, sie gehenzulassen.
Dabei geht es primär nicht um die Figur – es geht um das Gefühl hinter der Figur. Denn mit vielen Gegenständen verbinden wir eine Emotion. Und an der hängen wir unbewusst. Daher können wir auch Dinge von nahestehenden Menschen noch viel schwerer aussortieren: Das dazugehörige Gefühl erinnert uns an die gemeinsame Vergangenheit.
Impuls:
Werde dir darüber bewusst, dass es meist nicht der Gegenstand ist, der dich bremst, ihn einfach wegzugeben. Erkenne die Emotion dahinter. Sehe den Zusammenhang zu deiner Vergangenheit. Und treffe dann eine ganz bewusste Entscheidung. Wichtig ist: Stehe zu deiner Entscheidung und vertraue dir, das Richtige zu tun.
/ Akzeptanz üben
Lassen wir Dinge los, macht das in erster Linie eines: Angst. Ich gehe noch einen Schritt weiter und sage: es macht Zukunftsangst. Denn jede Veränderung ist ein Schritt ins Ungewisse. Durchs Loslassen entsteht im ersten Moment eine Lücke. Die schafft zwar Platz, ist jedoch häufig erstmal neu und ungewohnt.
Impuls:
Habe den Mut, dich für die Veränderung zu öffnen – ganz egal, ob groß oder klein. Erkenne das Geschenk in der Leere. Jedes Loslassen ist innen wie außen ein kleiner Neuanfang. Jede Veränderung eine Chance zu wachsen. All das macht dich stärker und führt dich näher an deinen Kern. Lasse also all deine Ängste und Widerstände los und schau nach vorn, anstatt zurück. Umarme die Angst und akzeptiere, dass sie da ist.
/ Herz öffnen
Haben wir den Anfang – endlich auszusortieren – erst einmal gemacht, wollen wir oft, dass dann alles schnell geht: Wir sortieren wie die Weltmeister. Dabei treffen wir jedoch Entscheidungen häufig aus dem Kopf heraus. Wir vergessen, unser Herz miteinzubeziehen.
Impuls:
Halte bei jedem Teil oder Gedanken inne und mache einen kurzen inneren Check-In. Dann stelle dir diese Frage:
- Berührt dieses Teil mein Herz?
Bei einem Nein und einem neutralen Gefühl, darf das Teil gehen. Bei einem Ja – und somit einer positiven Emotion – behalte es. Die Chancen stehen hoch, dass es ein Lieblingsteil ist oder wird.
Adieu in Raten
Wie bei allem im Leben, geht es auch beim Loslassen um bewusst getroffene Entscheidungen. Sonst ist die Gefahr groß, es im Nachhinein zu bereuen. Manchmal braucht unser Herz allerdings einen Moment länger, um Dinge gehen lassen zu können. In diesem Fall, sei milde mit ihm und gebe ihm diese Zeit.Gerade bei emotionalen Erinnerungsstücken, hilft es, eine kleines Abschiedsritual zu inszenieren.
Hast du zum Beispiel noch einen Stapel alter Briefe, von dem du dich trennen willst, zelebriere dies in einer kleinen Zeremonie. Vielleicht zündest du ein kleines Feuer im Freien an. Oder legst dir schöne Musik auf. Dann lese dir jeden einzelnen Brief noch einmal ganz bewusst durch. Erinnere dich an die Situation.
Sei Dankbar für die Begegnung. Dann verbrenne jeden Brief ganz bewusst und löse dich so auch gedanklich von alten Energien. Hege keinerlei Groll – denn, nur wenn du keinerlei negative Emotion hast, kannst du wirklich loslassen. Denn ein Loslassen ist nichts anderes als eine tiefe Akzeptanz.
Alles ist okay
Und noch ein Tipp zum Aussortieren Zuhause: Lasse deinen Raum widerspiegeln, wer du werden willst. Lasse ihn nicht mehr wiederspiegeln, wer du einmal in der Vergangenheit warst. Klingt logisch, doch in der Praxis beobachte ich häufig das Gegenteil.
Erkenne, dass du dich weiterentwickelt hast. Vielleicht haben sich dein Geschmack, deine Vorliebe für bestimmte Farben oder deine Bedürfnisse an diesen Raum verändert. Das ist der Lauf der Dinge und gut so. Im Umkehrschluss passen daher nicht mehr alle Dinge zu dir oder deinem neuen Ich. Vielleicht hilft dir dieser Gedanke zusätzlich, Dinge noch besser loslassen zu können.
Finde heraus, wie du Ordnung mit System schaffst, ein minimalistisches E-Mail-Postfach erhältst oder auch in deinem Kopf aufräumst. Und hier findest du einen Artikel von Living Haus über Minimalismus, in dem auch ich erwähnt wurde.
So, jetzt bin ich neugierig: Kannst du gut loslassen? Und falls nicht, was hindert dich daran?
Foto: Fabian Moller